Brutal wirken die grauen Balkone aus Sichtbeton (frz. „béton brut“) inmitten der lieblichen Altbaufassaden. Sie verstecken sich nicht, sind in Ihrer rohen Materialität sichtbar. In den Jahren 1960 und 1980 präsentiert sich der Sichtbeton in voller Wucht an vielen Bauten weltweit. Beton als Synonym für Zukunft, als Gestaltungsprinzip für eine klassenlose Gesellschaft (in diesem Fall: Balkone für alle Bewohner und nicht nur für die privilegierten Etagen.) Auch in Freiburg galt Sichtbeton als modern und schön, was heute für die meisten kaum mehr nachvollziehbar ist. Umso erstaunlicher ist, dass es seit einigen Jahren eine wachsende Fangemeinde gibt, die sich der Dokumentation der brutalistischen Betonbauten verschrieben hat und weltweit Beispiele in einer Datenbank sammelt. Die Ausstellung „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster“ im Deutschen Architekturmuseum zu sehen vom 9. November 2017 bis 2. April 2018 befasst sich ebenfalls mit diesem Thema.